Im vergangenen Jahr wurden Justizsysteme auf der ganzen Welt durch die Covid-19-Pandemie beeinträchtigt, sodass Gerichtsverhandlungen und Anhörungen entweder verschoben oder virtuell unter Verwendung von Videokonferenzen durchgeführt wurden.
Zunächst war dies eine vorübergehende Lösung als Reaktion auf eine medizinische Krise; doch jetzt, da die Welt die Pandemie überwunden hat, sehen sich die Gerichte mit einem Rückstau von Fällen konfrontiert und stellen fest, dass der effizienteste Weg, diesen Rückstand aufzuholen, in der fortwährenden Nutzung von Fernsitzungen besteht. Dies führt zu einer wachsenden Nachfrage nach sicheren und zuverlässigen Videokonferenzlösungen. Gleichzeitig besteht ein dringender Bedarf an einem besseren Verständnis der Technologie und der Funktionsweise von virtuellen Gerichtsverfahren und Videoverhandlungen, damit Gerichte einen intelligenten, modernisierten Ansatz für juristische Verfahren planen können.
Worin bestehen die Grundlagen eines virtuellen Gerichts und was bedeutet das für die Beteiligten?
Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um ein virtuelles Gericht oder ein Ferngericht, wenn einige oder alle Beteiligten eines Gerichtsverfahrens, wie einer Verhandlung oder Anhörung, aus der Ferne teilnehmen, anstatt persönlich zu erscheinen. Bisher wurde dies häufig über eine Telefonleitung abgewickelt, neuerdings aber auch über Videokonferenzen. Über Webcams, Mikrofone und Bildschirme werden Gerichtssäle und Amtsgericht verbunden, wobei ein System für den elektronischen Austausch von Rechtsdokumenten verwendet wird. Für die Teilnahme an einer virtuellen Gerichtsverhandlung müssen zunächst die folgenden Grundlagen geschaffen werden:
- Eine sichere und stabile Internetverbindung
- Zugang zu einem aktuellen Computer oder Tablet
- Eine aktuelle Telefonnummer und ein E-Mail-Konto
- Die Fähigkeit oder Kapazität, digitale Technologie auf einem grundlegenden Niveau zu bedienen
- Ein ruhiger, privater Raum zu Hause oder am Arbeitsplatz
Genau wie bei einer herkömmlichen Gerichtsverhandlung müssen die Beteiligten dem Gerichtssaal entsprechend gekleidet sein. Angeklagte und Zeugen können virtuell vereidigt werden, und die Anhörung beginnt oft in einem virtuellen „Warteraum“, in dem die Richter sie die Beteiligten stummschalten, bis eine Antwort verlangt wird. Es ist wichtig, dass die Beteiligten mit ihrer Kamera und ihrem Mikrofon gut zu hören und zu sehen sind.
Anklageerhebungen per Video: Wie sie Gerichten erhebliche Vorteile bringen
Zunächst einmal: Was ist eine Anklageerhebung? Es handelt sich dabei um eine Art Vorverhandlung, bei der ein Angeklagter vor Gericht gebracht und förmlich wegen seiner Straftat angeklagt wird. Anklageerhebungen per Video gibt es schon seit einiger Zeit und ermöglichen es, dieses Verfahren aus der Ferne durchzuführen. In den USA gibt es derzeit etw 200 Lösungen für Anklageerhebungen per Video, die in den Gerichtssystemen der jeweiligen Bundesstaaten installiert sind.
Anklageerhebungen per Video bieten erhebliche Vorteile und waren in vielerlei Hinsicht ein Vorläufer der heutigen virtuellen und entfernt durchgeführten Gerichtsverhandlungen. Durch die Anklageerhebung per Video entfällt der Bedarf an Sicherheitspersonal und Gefangenentransporten, die Belegung der Gerichtssäle wird reduziert und die Kosten für Transport und Personal werden gesenkt. Durch die Beschleunigung von Gerichtsverfahren wird die Gerichtsverwaltung weiter vereinfacht und der gesamte Prozess effizienter gestaltet. Das Gerichtspersonal und die Öffentlichkeit sind viel sicherer, während die Kommunikation zwischen Mandant und Anwalt leichter vertraulich zu halten ist. Auch viele Häftlinge bevorzugen die Anklageerhebung per Video, weil sich dadurch die Haftbedingungen verbessern und sie Leibesvisitationen, Handschellen und lange Wartezeiten in der Justizvollzugsanstalt vermeiden können.
Wie Sie sich als Anwalt aus der Ferne auf einen Gerichtstermin vorbereiten
Wenn Sie noch nie an einem virtuellen Gericht teilgenommen haben, fragen Sie sich vielleicht nach dem Ablauf. Hier sind einige Tipps für die Praxis:
- Vergessen Sie zunächst nicht, alle Informationen auf der Website Ihres örtlichen Gerichts zu lesen und sich im Voraus zu informieren, wer an der Verhandlung in welcher Funktion teilnimmt. Wenn dies Ihre erste Videoverhandlung ist, sollten Sie Ihren Computer und andere Geräte rechtzeitig vor Beginn der Verhandlung einrichten.
- Machen Sie sich mit der verwendeten Videoplattform vertraut, einschließlich der Anruffunktionen wie Stummschaltung und Bildschirmfreigabe. Testen Sie Ihren Ton, vergewissern Sie sich, dass Ihre Geräte aufgeladen sind, und testen Sie Ihre Kamera, um sicherzustellen, dass Sie gut zu sehen sind, dass die Beleuchtung gut ist und dass Ihr Hintergrund professionell wirkt.
- Legen Sie wie gewohnt alle benötigten Unterlagen bereit. Verwenden Sie zusätzliche gedruckte Dokumente, damit Sie nicht zwischen Computeranwendungen wechseln müssen, um Informationen zu finden.
- Bei einer virtuellen Anhörung kann Ihr Mandant nicht wie gewohnt mit Ihnen sprechen, daher sollten Sie im Voraus planen, wie Sie kommunizieren. Sie können beispielsweise Textnachrichten oder E-Mails verwenden. Und überlegen Sie, wie Sie auf Körpersprache und andere Hinweise achten können. Ein hilfreicher Leitfaden der Singapore Academy of Law mit dem Titel „Virtual Hearings without Tears“ (Virtuelle Anhörungen ohne Tränen) enthält detailliertere Empfehlungen für Gerichtsleute und Juristen zum physischen und technischen Aufbau, zu audiovisuellem Zubehör und zur Konnektivität.
Optimierung virtueller Gerichtsverhandlungen mit der richtigen Videokonferenztechnologie
Die Beteiligten können sich gut vorbereiten, aber auch die Justizbehörden, die örtlichen Gerichte und die Justizvollzugsanstalten stehen jetzt in der Verantwortung, Technologien einzuführen, die diesen Prozess so reibungslos und benutzerfreundlich wie möglich gestalten. Diese Organisationen haben die immensen Vorteile von Ferngerichten erkannt, und der Druck auf die Justizministerien wächst nun, diese Technologie zu nutzen, um die Herausforderungen überfüllter Gefängnisse, überlasteter Rechtssysteme sowie Gesundheits- und Sicherheitsbedenken der Insassen zu bewältigen.
Fallstudie: Büro des Sheriffs von Paulding County
Dank der Pexip-Technologie konnte das Büro des Sheriffs von Paulding County sein Gerichtssystem mithilfe von Pexip Infinity erfolgreich auf Video umstellen. Die Gerichtsverfahren konnten gestrafft und abgesichert werden, während gleichzeitig Zeit und Kosten gespart wurden. „Das System hat uns wirklich sehr geholfen. Dank unserer Protokolle und dieses Systems gab es in unserer Haftanstalt keine COVID-19-Fälle“, so Colonel Chad Hunton, Chief Deputy im Büro des Sheriffs von Paulding County.
Die vollständige Fallstudie können Sie hier lesen.
Da es sich um eine skalierbare Lösung handelt, eröffnet diese Technologie auch das Potenzial für künftige Ferninteraktionen zwischen Häftlingen, Richtern und Hilfsdiensten, beispielsweise für Treffen mit Seelsorgern und Geistlichen.
Mit einer Vielzahl von Vorteilen in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit ist Pexip gut aufgestellt, um die wachsenden Anforderungen der Gerichte von heute zu erfüllen. Pexip bietet sichere Arbeitsabläufe und flexible Bereitstellungen, API-Integrationen und Interoperabilität, die eine Teilnahme von jedem Browser oder Gerät aus ermöglicht, wodurch der Prozess der Teilnahme an Gerichtsverfahren aus der Ferne rationalisiert und vorhersehbar wird.
Erfahren Sie, wie die Pexip-Plattform Justizbehörden auf der ganzen Welt bei der Umstellung auf sichere, benutzerfreundliche Videokonferenzen für virtuelle Gerichte unterstützt hat.
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